
Schultergelenkersatz
Aktuelle Möglichkeiten
Der künstliche Gelenkersatz an der Schulter hat sich in den letzten Jahren erheblich entwickelt und bietet heute die gleichen fortschrittlichen Optionen wie am Knie oder Hüftgelenk. Die Bandbreite der Möglichkeiten reicht vom knochensparenden Oberflächenersatz auf arthroskopischem Weg bis hin zur komplexen Rekonstruktion des Gelenks.
Wann benötigt man eine Schulterprothese?
Zunächst muss ein Schulterspezialist feststellen, ob ein nicht mehr reparabler Schaden am Gelenk vorliegt, dessen Symptome ausschließlich durch einen künstlichen Gelenkersatz verbessert werden können.
Bei der Entscheidung pro oder contra Gelenkersatzoperation kommt es aber alleine auf die Beschwerden des Patienten an! Der Arzt ist dann nur noch Ratgeber. Er muss die Chancen und Risiken der Operation aufzeigen, damit der Patient für sich eine Entscheidung treffen kann.
Operationsverlauf
Mit Ausnahme des Oberflächenteilersatzes, der auch ambulant und immer arthroskopisch unter Kamerasicht (also ohne größeren Schnitt) er folgen kann, ist der Zugang für alle Operationen fast gleich, und die Operationsschritte sind sehr einheitlich. Es wird grundsätzlich unter Vollnarkose operiert, die Patienten verbringen stationär zwischen 3 und 10 Tagen im Krankenhaus. Unsere Ärzte sind hierzu konsiliarärztlich im Krankenhaus Kemnath tätig.
Bei der Operation werden zunächst die erkrankten Knochen und Gewebeanteile entfernt, damit die Prothese exakt an den verbleibenden Knochen angepasst und fixiert werden kann. Ob die Prothese mit zementierter oder zementfreier Technik eingesetzt wird, hängt vom Prothesentyp und der Knochenbeschaffenheit ab.
Letztlich hat also die Frage, ob ein größeres oder kleineres Implantat eingesetzt wird, kaum einen Einfluss auf die operative Belastung für den Patienten. Die Operationsdauer beträgt immer zwischen 60 und 90 Minuten.
Grundsätzlich ist ein künstlicher Gelenkersatz an der Schulter für den Körper weniger belastend, als an der Hüfte oder am Kniegelenk. So werden zum Beispiel bei einer solchen Schulteroperation überhaupt keine Bluttransfusionen benötigt.




Nachbehandlung
Bereits am Tag nach der Operation beginnen Krankengymnasten mit ersten Übungen für das Gelenk. Ob eine stationäre Reha sinnvoll ist, oder ob die Nachbehandlung ambulant erfolgen soll, kann der Patient selbst entscheiden. Grundsätzlich sind Reha-Maßnahmen erst dann möglich, wenn das Gelenk aktiv bewegt werden darf. Demzufolge kann es manchmal einige Wochen dauern, bis eine Reha-Maßnahme überhaupt sinnvoll ist.
Alle Schulterprothesentypen haben heute eine geschätzte Haltbarkeit von 15 Jahren, die bei 90 Prozent der Patienten ohne Probleme erreicht wird. Falls sich die Prothese lockert, ist ein Wechsel möglich. Meist wird das nächstgrößere Implantat gewählt.
Partial Eclipse
Oberflächenteilersatz durchs Schlüsselloch
Bei diesem neuen Prothesentyp war das MedCenter maßgeblich an der Entwicklung beteiligt und zählte zu den ersten fünf Anwendern in Europa. Die erste PartialEclipseProthese wurde 2008 implantiert. Seither wurden keine Lockerungen festgestellt. Heute ist ein Partial-Eclipse-Oberflächenersatz in geübter Hand ein etabliertes Routineverfahren.
Die Besonderheit ist, dass nur ein kleiner Bereich des Oberarmkopfes mit einer Scheibe abgedeckt wird. So wird nur ein begrenzter Teil des Knorpels ersetzt. Die natürliche Restfläche bleibt erhalten. Das Verfahren ist nur für sehr begrenzte Arthroseschäden bis 25 mm Durchmesser geeignet.
Die komplette Operation wird arthroskopisch unter Kamerasicht durchgeführt. Es sind keine große Schnitte notwendig.
Eine Partial-Eclipse-Prothese eignet sich für begrenzte Knorpeldefekte am Ober armkopf. Sie ist gerade für junge Patienten ideal, für die aus Altersgründen ein vollständiger Gelenkersatz unangenehm wäre.
Operation und Nachbehandlung
Die Operation dauert etwa 45 Minuten, wird aber meist noch von anderen Maßnahmen begleitet. Sie kann zwar ambulant durchgeführt werden, ist aber eher stationär zu empfehlen. Ist der Defekt doch größer als erwartet, kann noch während der Operation auf das nächstgrößere Implantat gewechselt werden.
Ein stationärer Aufenthalt dauert 3 Tage. Die Patienten dürfen ihr Gelenk bereits unmittelbar nach der Operation unter physiotherapeutischer Anleitung aktiv bewegen.
Oberflächenersatzprothese
am Gelenkkopf ggf. mit Gelenkpfanne
Sind die Knorpeldefekte größer (aber der Knochen selbst noch intakt), kann der Oberarmkopf mit einer Kappenprothese bedeckt werden. Zusätzlich kann auch die Gelenkpfanne einen Oberflächenersatz erhalten, was aber seltener notwendig ist. Eine Kappenprothese hält bei gesundem Knochen genau so lange wie eine Prothese mit einer langen Stilverankerung. Allerdings ist sie deutlich knochenschonender, weil sehr wenig Knochen entfernt werden muss.
Neben guten Knochenverhältnissen ist allerdings auch eine intakte Sehnenhaube (Rotatorenmanschette) Voraussetzung für eine Kappenprothese.
Operation und Nachbehandlung
Wird nur der Oberarmkopf versorgt, dauert die Operation etwa 45 Minuten. Die Patienten werden etwa 8 Tage stationär aufgenommen.
Für die Stufen der Nachbehandlung ist die Wiedereinheilung der Sehnen maßgeblich, da diese zur Implantation teilweise abgelöst werden müssen. Deswegen muss die Schulter im Normalfall für ca. 4 Wochen mit einem Schulterkissen ruhig gestellt werden.
Erste passive Bewegungsübungen beginnen am Tag nach der Operation, aktive Bewegungen dann ab der 5. Woche. Die Behandlung kann meist nach 3 Monaten abgeschlossen werden. Eine Reha-Maßnahme kann mit Aufnahme der aktiven Bewegung ab der 5. Woche starten.
Inverse Prothese
Inverse Prothese
Die umgekehrte (inverse) Schulterprothese ist die am häufigsten implantierte Prothese. Der Kopf des Gelenks befindet sich da, wo sonst die Pfanne liegt und die Gelenkpfanne wird auf den Oberarmschaft implantiert. Dadurch verlagert sich das Drehzentrum des Gelenks bodenwärts, was die Bewegung ohne Sehnenmantel möglich macht.
Die Hauptindikation ist ein nicht mehr wiederherstellbarer Sehnenriss oder der Totalverlust der Sehnen am Schultergelenk (meist von einer schweren Arthrose begleitet).
Das MedCenter war an der Entwicklung der neuesten Prothesengeneration in einer Arbeitsgruppe mit 4 Universitätskliniken (München, Mannheim, Heidelberg, Zürich) maßgeblich beteiligt.
Operation und Nachbehandlung
Die Operation unterscheidet sich nur in Teilschritten: Meist wird die inverse Prothese zementfrei verankert. Weil die Pfanne zwangsläufig mit ersetzt werden muss, dauert die Operation ca. 30 Minuten länger, also insgesamt rund 1,5
Stunden. Der stationäre Aufenthalt beträgt zwischen 8 und 14 Tagen.
Die Besonderheit des Prothesentyps liegt darin, dass sofort nach der Operation mit der aktiven Bewegung begonnen wird. Auch eine Reha Maßnahme kann gleich an den Krankenhausaufenthalt anschließen.
Nach zwei Wochen soll die Horizontale aktiv, also ohne Unterstützung, erreicht werden können. Die vollständige Bewegungsfähigkeit wird in der Regel nach 6 Wochen erreicht.
Klassische Schulterprothese mit Schaftverankerung
Dieser Prothesentyp wird heute nur noch selten implantiert. Er ist nur dann sinnvoll, wenn die Sehnenhaube noch intakt ist, aber gleichzeitig ein gröberer Knochenverlust vorliegt, der keinen Oberflächenersatz mehr erlaubt. Als Sonderindikationen betrifft vor allem Spezialfälle (zum Beispiel Rheumatiker).
Operation und Nachbehandlung laufen ähnlich ab, wie bei einem Oberflächenersatz: Der stationäre Aufenthalt beträgt bis zu 14 Tage. Auch hier kann eine Reha-Maßnahme erst einsetzen, wenn die Patienten ihre Schulter aktiv ohne Unterstützung bewegen dürfen.
Generell kann die Gelenkersatzoperation an der Schulter heute als sicheres Verfahren betrachtet werden. Es nimmt die meist unerträglichen Schmerzen und führt zu einer guten Bewegungsfunktion.